„Ich armes welsches Teufli, bin müde vom Marschieren.“ Mit diesem Lied hat unser Musiklehrer meine Freundin, die nun wirklich nicht gut singen konnte, in einem Schuljahr regelrecht gequält. Wir anderen haben uns damals nur gefragt, „welches“ Teufli? Kommt es – wegen der Endung „-li“ aus der Schweiz? Spricht es die walisische Sprache (engl. Welsh)? Unser Lehrer jedenfalls war ahnungslos.
Rotwelsch ist ein Sammelbegriff für die Geheimsprache von Randgruppen wie Vagabunden, Gaunern und Fahrenden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Begriff setzt sich zusammen aus „rot“, was „Bettler“ bedeutet, und „welsch“, was „fremdartig“ heißt. Ursprünglich bezeichnete „welsch“ im Mittelhochdeutschen „romanisch“ oder „fremdsprachig“.
Im Spätmittelalter entwickelte sich Rotwelsch als eine Mischung aus Deutsch, Jiddisch, Hebräisch und anderen Sprachen. Es folgte der deutschen Grammatik, ist also keine eigene Sprache, sondern ein Jargon, wies jedoch einen stark erweiterten Wortschatz auf, der oft aus dem Jiddischen und den Romani-Sprachen entlehnt war.
Die Hauptfunktion von Rotwelsch war die geheime Verständigung innerhalb dieser Gemeinschaften, um Informationen auszutauschen oder Aktivitäten zu koordinieren, ohne dass Außenstehende den Inhalt verstanden.
Im Laufe der Zeit sind viele Wörter des Rotwelschen in die deutsche Umgangssprache eingegangen. Beispiele hierfür sind „Bock haben“ (Lust haben), „berappen“ (bezahlen), „malochen“ (arbeiten) oder „herummosern“ (meckern) und „Polente“ (Polizei) oder „Kaschemme“ (schlechtes Wirtshaus).
Heute ist Rotwelsch weitgehend aus dem aktiven Sprachgebrauch verschwunden, doch in bestimmten Regionen (auch in Franken) und unter bestimmten Gruppen werden noch immer Varianten gesprochen. Zudem bleibt es ein interessantes Forschungsfeld für Linguisten, die die Entstehung und Entwicklung geheimer Sprachformen untersuchen.
Lied: Ich armes, welsches Teufli auf youtube
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